„Wir hatten alle die Idee, ein tolles Kulturfest für die Waltroper auf die Beine zu stellen“

Interview mit Gottfried Oelenberg und Marco Patruno

40 Jahre Waltroper Parkfest. Wir nutzen das Jubiläum für einen Blick zurück und einen Blick in die Zukunft. Im Rahmen dieses Specials kommen Organisatoren, Unterstützer und Weggefährten zu Wort, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass das Fest zu dem geworden ist, was es heute ist: Zu einer der beliebtesten und bekanntesten Großveranstaltungen im nordöstlichen Ruhrgebiet und darüber hinaus.

Parkfestteam mit Marco Patruno (l.) und Gottfried Oelenberg (r.)
Parkfestteam mit Marco Patruno (l.) und Gottfried Oelenberg (r.)

Gottfried Oelenberg und Marco Patruno sind seit rund 25 Jahren gemeinsam für die Organisation des Waltroper Parkfestes verantwortlich. Sie leiten das „Parkfestteam“, bestehend aus bis zu 50 teils ehrenamtlichen Mitarbeitern und haben die Geschicke des Festes erfolgreich durch die Dekaden gelenkt. Zum Jubiläum stehen die beiden Rede und Antwort und erinnern sich an die eine oder andere Anekdote aus 40 Jahren Parkfest.

Wenn das Parkfest in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert, gehört ihr zu denen, die das Kind haben aufwachsen sehen. Was sind eure ersten Erinnerungen ans Parkfest?

Gottfried Oelenberg: Ich erinnere mich an ein kleines, aber feines Fest mit freiem Eintritt. Alle Stände und Bühnen standen anfangs noch auf den Wiesen. Und ich erinnere mich an das eine oder andere verregnete Jahr. Gleich beim ersten Parkfest 1976 - eigentlich war es lediglich die Eröffnungsfeier für den Park – hat es damals geregnet. Wir haben dann Torf gegen Nässe verwendet. Damals wie heute bedeutete das Fest für uns eine Woche mit wenig Schlaf. Das Programm ist dann immer größer geworden und wir haben auch mal Experimente gewagt. Anfang der 80er Jahre hatten wir eine Travestie-Show gebucht und bekamen keinen Ärger. Na also, da geht noch was, dachten wir uns. Das machte Mut für kommende Programme.

Marco Patruno: Ich glaube, das ist jetzt mein 27. oder 28. Parkfestjahr. Bei meinem ersten Parkfest war ich Zivi im Bereich Jugendpflege, dem heutigen Kinder- und Jugendbüro. Damals war alles noch viel mehr Handarbeit und ich kann mich noch gut an das tagelange Schleppen von Material für den Auf- und Abbau erinnern. Außerdem war das Parkfest eine Woche lang mit einem erheblichen Schlafdefizit verbunden, aber das ist auch heute noch so.

40 Jahre hat das Fest geschafft. Es ist ziemlich gewachsen und dann trotz einiger Regenjahre nicht wieder geschrumpft. Was, meint ihr, ist das Erfolgsrezept dahinter?

Gottfried Oelenberg: Jedes Jahr ein paar neue Ideen fürs Fest. Aber auch der Spaß an der Sache. Wir machen das Fest nur einmal im Jahr, dabei macht es dann auch Spaß, mit netten Menschen an der Vorbereitung zu arbeiten, von denen wir wissen, dass sie nicht nur dabei sind, um ein paar Euro zu dazu zu verdienen. Es ist halt eine Herzensangelegenheit für alle und deswegen steckt viel Liebe, viel Mühe und auch mal viel liebe Mühe drin. Wir hatten alle die Idee, ein tolles Kulturfest für die Waltroper auf die Beine zu stellen. Wir haben das Fest nie von Agenturen machen lassen, bis heute organisieren wir das Fest selber - und das können wir. Interesse an Kulturarbeit ist allerdings eine Voraussetzung fürs „Fest-machen“. Wir haben darauf geachtet, dass es immer auch ein Fest für uns Waltroper geblieben ist. Das ist wie Weihnachten – alle kommen nach Hause, auch die, die mittlerweile weit weg wohnen. Ein Waltroper Familientreffen im ganz großen Stil.

Marco Patruno: Wir haben immer versucht, uns behutsam weiterzuentwickeln und auch die Risiken überschaubar zu halten. Trotz einiger Regenjahre waren wir dadurch in der Lage, das Parkfest auf einem hohen Niveau fortzusetzen. Aber eine Veranstaltung unter freiem Himmel ist immer stark vom Wetter abhängig. Für dieses Jahr wünsche ich mir daher mal 25 Grad und keinen Regen.

Ihr habt den Werdegang des Festes hautnah miterlebt. Was waren die großen Meilensteine auf dem Weg zur Großveranstaltung?

Gottfried Oelenberg: Die Zusammenarbeit mit Gerd Mikol und Ute Winkelmann vom Sonswastheater und die Nichteinmischung der Waltroper Politik. Die haben das Parkfestteam machen lassen. Viele junge Menschen aus der Kultur- und Musikszene waren als Zivis oder als Mitarbeiter dabei, das sorgte immer für frische Ideen. Einer von denen war Winni Petersmann – heute ist er im weltweiten Veranstaltungs-Business unterwegs und immer noch einer von den Waltroper Parkfestmachern. Wir müssen uns aber nicht nur beim Sonswasthater und bei Winni bedanken, sondern noch bei vielen anderen, die seit teilweise vielen Jahren Energie in in das Fest investieren. Auch die Entwicklung der Märkte war uns immer wichtig, es soll ja ein Fest für alle sein.

Marco Patruno: Da kann ich Gottfried Oelenberg nur zustimmen. Ansonsten sehe ich als Meilensteine auch die Entscheidung, anstatt der Zelte mit Open-Air-Bühnen zu arbeiten, zuletzt mit der ontherock-Bühne. Das ist zwar auch mit einem höheren Wetterrisiko verbunden, aber erst diese Veränderung hat dazu geführt, dass das Parkfest überhaupt bekanntere Bands und Künstler unter Vertrag nehmen konnte. Das hat sicher einen deutlichen Entwicklungsschub verursacht.

Ihr seid maßgeblich für den Professionalisierungsschub, den das Fest erlebt hat, verantwortlich. Es ist über die Jahre viel größer und in vielen Bereichen viel besser geworden. Aber gibt es auch etwas, das sich geändert hat und auf das ihr wehmütig zurückblickt? So nach dem Motto „Früher war alles besser“?

Gottfried Oelenberg: Parkfestmachen hat einen Suchtfaktor. Es soll immer gut werden, es soll allen Spaß machen und es soll jedes Jahr ein bisschen anders sein, ohne seinen grundsätzlichen Charakter zu verlieren. Das war früher so und das ist auch heute noch so. Also was war früher besser? Früher hatten wir viele Jahre immer gutes Wetter und Vollmond zum Fest. Heute haben wir für alles Rechtsvorschriften, Verträge, Kontrollen, Prüfungen, Abnahmen, Sicherheitsdienste, Marketingkonzepte, Business- und Technikpläne, usw., das ist jedenfalls die Kehrseite der Professionalisierung. Die Konkurrenz mit vergleichbaren Veranstaltungen macht da auch den Fortschritt aus. Wir kennen natürlich Feste und Festivals in der ganzen Republik.

Marco Patruno: Na ja, „Früher war alles besser“ würde ich jetzt nicht sagen, aber wenn ich mir überlege, dass wir heute über 15 % des gesamten Veranstaltungsbudgets für zusätzliche Sicherheitsauflagen ausgeben müssen, dann kann ich nur feststellen, dass die „Latte“ für Veranstalter an vielen Stellen heute ganz schön hoch gehängt wird. Nicht umsonst gibt es viele Veranstaltungen, die es heute eben nicht mehr gibt oder die zumindest schwer zu kämpfen haben. Aber da nützt das ganze Jammern nichts, da muss man wohl irgendwie durch.

Wenn ihr zurückblickt, läuft wahrscheinlich eine ziemlich lange Dia-Show in euren Köpfen ab. Sagt mal, was war euer persönlicher Top-Moment beim Parkfest?

Gottfried Oelenberg: Jedes Jahr am Sonntagabend nach dem Feuerwerk ist mein persönlicher Top-Moment: Wenn ich weiß, dass alles gut gelaufen ist, es keine Ausschreitungen oder Unfälle gegeben hat und ich die Ahnung bekomme, dass wir alle Rechnungen bezahlen können. Darüber hinaus gehören die wunderbaren kleinen Walk-Acts zu meinen persönlichen Top-Momenten.

Marco Patruno: Da fällt mir natürlich eine ganze Menge ein. Beispielsweise sind mir besonders die Konzerte von „Fury in the Slaughterhouse“ im Gedächtnis geblieben, so ungefähr unsere ersten richtig großen Acts beim Parkfest. Der Park gerappelt voll, super Stimmung, tolle Besucher, echtes „Gänsehautgefühl“. Aber auch die Sonswasbühne ist ein echtes Highlight des Parkfestes. Nicht nur wegen des tollen Bühnenprogramms, sondern auch wegen der langjährigen freundschaftlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den beiden „Bühnenmachern“ Ute Winkelmann und Gerd Mikol. Als echten Top-Moment erlebe ich aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen viele seit Jahren oder Jahrzehnten immer Ende August dabei sind und quasi das Parkfest „aus dem Boden stampfen“. Das ist echt unbezahlbar.

Das Parkfest entstand aus dem Engagement der Waltroper Vereine heraus und profitiert seit jeher von unzähligen Mitarbeitern und Helfern. Wenn wir uns jetzt über 40 Jahre Parkfest freuen, wem sollten wir außer den Organisatoren und den Programmverantwortlichen besonders danken? Gibt es Menschen, die das Parkfest auf den Weg gebracht haben und deren Leistungen heute bei einigen vergessen sind? Oder Leute, die sich besonders für das Fest eingesetzt haben und nicht so im Fokus standen?

Gottfried Oelenberg: Da gibt es natürlich ganz viele Menschen in den letzten 40 Jahren, die kann ich nicht alle einzeln aufzählen. Ich möchte mich bei vielen für ihr Engagement bedanken. Einen gibt’s, den muss man hier nennen: Rolf-Dieter Möhle, ehemaliger Leiter der Waltroper Volkshochschule, war einer von denen, die das Parkfest zu dem gemacht haben was heute ist.

Marco Patruno: Gottfried hat ja schon Rolf-Dieter Möhle genannt. Rolf-Dieter Möhle hat mich und meine damalige und heutige Freundin „überredet“, in Kostümen einen Leierkasten zu bedienen und damit Spenden zu sammeln. Da waren wir so ungefähr 16, 17 Jahre alt und kamen uns schon ein bisschen komisch vor. Irgendwie hat´s aber auch Spaß gemacht. Mir fällt da aber auch mein Kollege Wolfgang Brautmeier ein, der jetzt Kämmerer der Stadt Waltrop ist. Wolfgang Brautmeier hat die Geschicke des Parkfestes viele Jahre mitverantwortet und macht nach vielen Jahren Parkfestabstinenz jetzt wieder das Booking für einige Künstler und Bands, was mich persönlich sehr freut. Dazu gehören aber noch viele mehr Menschen, die ich jetzt nicht alle aufzählen kann. Also vielen Dank auch an diejenigen, die jetzt nicht genannt wurden.

Ein glatter Geburtstag ist immer auch eine gute Gelegenheit für eine Standortbestimmung. Was kann und sollte denn noch besser werden beim Parkfest? Was würdet ihr euch für die Zukunft des Festes wünschen?

Gottfried Oelenberg: Jedes Jahr gutes Wetter! Einnahmen, die uns in die Lage versetzen, ein gutes Kulturprogramm auf die Beine zu stellen. Waltroper, das ist unser Fest! Kommt und macht mit. Ohne die Waltroper und insbesondere auch die Waltroper Vereine geht dabei nichts.

Marco Patruno: Auch da kann ich Gottfried Oelenberg nur zustimmen. Uns stehen aber voraussichtlich ab 2016 auch einige Veränderungen ins Haus. Geplant ist ja der Neubau eines EDEKA-Marktes, wodurch auch Teile des Stadtparks überplant werden. Wir werden sicher einige Dinge ändern und vielleicht auch manche Dinge neu denken müssen. Ich hoffe aber und gehe auch davon aus, dass wir in den nächsten Jahren weiterhin ein attraktives Parkfest auf die Beine stellen werden.
Und natürlich wünsche ich mir auch, dass EDEKA ein neuer Premium-Sponsor des Parkfestes wird und uns bei der Durchführung des Parkfestes prominent unterstützt.

Zuletzt zurück zum Tagesgeschäft… bzw. Jahresgeschäft. Welche Shows dürfen die Leute 2015 auf keinen Fall verpassen?

Marco Patruno: Ich glaube, dass wir in diesem Jahr insgesamt wieder ein wirklich gutes Programm auf die Beine gestellt haben und wir probieren ja auch einige neue Sachen aus, wie etwa die „Youtube Heroes“ oder das Kinder- und Familienprogramm am Sonntagnachmittag an der ontherock Bühne. Um nur einige zu nennen, sind die Highlights aber sicher auch die Konzerte von Joris, Maxim, Rainbirds oder die Prime Time Show an der Sonswasbühne, die ich mir selbst auch gerne ansehe, wenn ich die Zeit dafür habe. Besonders freue ich mich, dass wir im 40. Parkfest-Jahr so viele Künstler aus Waltrop gewinnen konnten. Mehr Waltroper standen noch nie beim Parkfest auf der Bühne.

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